Das Aushängeschild "Exzellenzinitiative" von Frau Wanka hängt vor einem immer leerer werdenden Schaufenster der deutschen Universitäten. Mit ihrer positiven Bewertung des Imboden-Berichts zur Exzellenzinitiative betreiben Bundesminsterium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) und Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) bewusste Augenwischerrei. Wer den Bericht ließt, dem wird deutlich, das die Exzellenzinitiative bei weitem nicht ausreicht, um die Unterfinanzierungl der deutschen Universitäts- und Forschungslandschaft aufzuhalten.
Finanzielle Ausstattung der Hochschulen im internationalen Vergleich
Beim Vergleich der finanziellen Ausstattung der deutschen Exzellenzunis mit internationalen Spitzenunis lässt sich die ganze Initiative auf einen Satz aus dem Bericht reduzieren: "Interessant ist ferner das folgende Gedankenexperiment: Würden der RWTH die gesamten Jahresausgaben der Exzellenzinitiative zusätzlich zur Verfügen stehen, gliche ihr Budget in etwa dem der University of Michigan, die auch ähnliche Studierendenzahlen aufweist, oder dem der ETH Zürich, die weniger als die Hälfte der Studierenden hat." (vgl. Kap. 2.2. Seite 15). Mit anderen Worten: Das gesamte deutsche Unisystem ist chronisch unterfinanziert und die Exzellenzinitiative ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Eines der großen Kritikpunkte an der Exzellenzinitiative ist die Befürchtung, dass durch die Konzentration der zusätzlichen Gelder auf wenige, bereits gut ausgestattete Universitäten die Hierarchisierung der Forschungslandschaft vorangetrieben wird. Positiv formuliert heißt das "Ausdiffenezierung vorantreiben". Hiermit ist natürlich in erste Linie die Profilbildung und Schwerpunktsetzung einzelnen Unis gemeint. Der Imboden-Bericht sieht bei der angestrebten Ausdifferenzierung allerdings keinen nachweisbaren Effekt (vgl. Kap. 3.1. Seite 19). Während also der positive Effekt der "Profilbildung" ausbleibt, schlägt sich der negative Effekt der Unterfinanzierung in den deutschen Hochschulen auf die Qualität von Forschung und Lehre nieder. Professuren bleiben unbesetzt, immer mehr Unis müssen Fakultäten schließen und die Hörsäle platzen aus allen Nähten.
Erfolge für Lehre und wissenschaftlichen Nachwuchs?
"Insgesamt hat die Exzellenzinitiative im Zusammenhang mit der Ausbildung von Studierenden in jenen Problembereichen, welche die Entwicklung zu international sichtbaren Spitzenuniversitäten behindern, kaum etwas verbessert. Hindernisse für auch in der Lehre exzellente Universitäten sind insbesondere, dass sie Zahl und Qualität der Studierenden in der Regel nicht selbst steuern können, die Basisfinanzierung von der Anzahl Studierender abhängt; die Kapazitätsverordnung die Schaffung neuer Professuren „bestraft“, die Lehrverpflichtung der Dozierenden zu hoch ist." (Fazit Kap. 3.3, Seite 25)
Auch die Auswirkungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs werden sehr kritisch gesehen:
"Durch die Exzellenzinitiative wurde eine große Zahl von Nachwuchswissenschaftlern/innen an den Universitäten beschäftigt. Dies hat die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses – inklusive der Beteiligung von Frauen im Wissenschaftsbetrieb – allerdings insgesamt nicht nennenswert verbessert, sondern die endgültige Entscheidung über eine akademische Karriere eher zu höherem Alter verschoben." (Fazit Kap. 3.4, Seite 39)
Erfolge der Exzellenzinitiative für Forschung und Lehre sind also, anders als von Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. dargestellt marginal und ändern nichts an den offensichtlichen Problemen.
Immerhin: Exzellenzinitiative sorgt für mehr internationale Studierenden und Forschende
Lediglich bei der Internationlisierung bescheinigt die Expertenkommission der Exzellenzinitiative einen (verhalten) positiven Effekt.